Autoren im Gespräch

Ein Gespräch mit Melchior Werdenberg

Über scharfe Beobachtung und unscharfe Realität, Vorbilder, Vorlieben, Glauser und Valangin. lesen


Interview mit Cristina Le Kisdaroczi über das Buch «Die verborgene Stimme» 

Das Buch nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine Entdeckungsreise in eine neue Sprachheimat, die Autorin Cristina Le Kisdaroczi spricht von der «Casa Lingua». 

Im Interview erzählt sie von dieser Entdeckungsreise, die sie zusammen mit ihrer Mutter Graziella und ihrer Sprachtrainerin Alessandra unternommen hat. lesen


Interview mit Nikaus Starck

«Die Rondine soll über das Antiquariat und den 'schönen Buchladen' hinaus ein Ort der Begegnung werden.» 

Das wünscht sich Niklaus Starck, der Verleger und Autor des gerade erschienenen Buchs über die Libreria della Rondine. Gerne schliesse ich mich dieser Vision an. Nur bei der Vorstellung eines Kaminfeuers in der Rondine zuckte ich nervös zusammen. Das Interview lesen


Botanische Zeichenkunst...


...erfreut seit Jahrhunderten mit aufwändigen Büchern Naturfreunde. Gezeichnete Bilder zeigen mitunter exakter als ein Foto die vielen Details einer Pflanze. Dies kennen wir auch aus anatomischen Atlanten – selbst moderne Bildgebungsverfahren können Details für unsere Augen nicht so begreifbar machen wie es häufig eine «Übersetzung» eines kundigen Zeichners vermag. In der Rondine gibt es zwei ganz besondere Werke.

Tableau Encyclopédique et Méthodique de Trois Régnes de la Nature. Botanique.

Das dreibändige Werk stammt aus dem 18. Jh. (Ende) und ist ein Klassiker, der bis in die Gegenwart immer wieder nachgedruckt wurde – wenn auch in jüngeren Zeiten weniger aufwändig aufgemacht und nicht vollständig...

Tableau Encyclopédique et Méthodique de Trois Régnes de la Nature. Botanique.

Das uralte Expemplar bei uns in der Libreria della Rondine ist in Leder gebunden recht gut erhalten. 

Tableau Encyclopédique et Méthodique de Trois Régnes de la Nature. Botanique.

In einer ausführlichen Buchbesprechung der «Gemeine Literaturzeitung» vom 8. Feb. 1793 (Seite 275) findet dieses ehrwürdige Werk wenig Gnade: 
«Man setzte also Copien an die Stelle der Originalzeichnungen, welche bald von Tourncfort, bald von Gärtner oder andern hergenommen, und sehr ungleich ausgefallen sind. Um diesen Mangel einigermassen zu ergänzen, fasste der Herausgeber den Entschluss, viel lieber ein Stück von der ganzen Pflanze, nach guten Abbildungen oder Originalzeichnungen bey zusetzen; und auf diese Art entstanden gegenwärtige sehr verschiedene, oft zerpflückte, im Ganzen höchst mittelmässige Figuren.»

Das Grüne Florilegium von Prestel 


Ein weiteres Feuerwerk der Farben und Formen feiert das Grüne Florilegium. Es ist ein herausragendes Werk der Blumen- und Pflanzenmalerei. Dieser Schatz botanischer Kunst wird in einem sehr schön ausgestatteten Band vom Prestel-Verlag mit hochwertigen Reproduktionen in nahezu Originalformat präsentiert...


Das Grüne Florilegium von Prestel 


Das Florilegium stammt aus dem 17. Jahrhundert und umfasst 178 Tafeln mit ca. 400 botanischen Motiven, die in Lebensgrösse und mit ausserordentlicher Präzision gemalt wurden. Die künstlerisch erstklassigen Illustrationen auf Pergament zeigen blühende Pflanzen im Jahreslauf, darunter botanisch exakte Abbildungen von Rosen, Tulpen, Narzissen und Lilien. Weder signiert noch datiert, wird es Hans Simon Holtzbecker (1649–1671) zugeschrieben, einem der bedeutendsten Blumenmaler, der auch den berühmten Gottorfer Codex geschaffen hat. Das Florilegium befindet sich im Besitz des Statens Museum for Kunst in Kopenhagen, wo es über mehrere Jahre hinweg aufwändig restauriert wurde und nun endlich wieder in vollem Glanz erstrahlt. 



Bücher und ihre Besitzer

Immer wieder halte ich Bücher in den Händen, die Geschichten erzählen – mit ihren Widmungen oder mit Briefen, die sie enthalten. Manchmal ist es ein Kleeblatt oder eine Menükarte. Hier gibt es einige dieser Geschichten.

 Karl Vester und seine Freunde

Beim Sortieren des Buchlagers bin ich auf mehrere Einzelstücke aus der Buchsammlung von Karl Vester gestossen. Karl Vester wurde 1879 in Vaihingen bei Stuttgart geboren und kam 1902 – also sehr früh – zu der Lebensreformer-Kolonie am Monte Verità in Ascona. Er starb 1963 in Ascona, wo er als «letzter Naturmensch» mit seiner Familie lebte. Die «Schulgrammatik der französischen Sprache» von 1883 trägt sein Exlibris von 1892. Zu diesem Buch gesellten sich weitere aus seiner ehemaligen Sammlung, in denen sich zum Teil Briefe und Widmungen befinden. 1945 erhielt er von Carl Franken, der 1914 als kaiserlicher deutscher Konsul in Lugano ins Amt gesetzt wurde (und anscheinend bis in die 40er Jahre gewirkt hat), ein Buch mit Widmung geschenkt. Im beigelegten Brief rührt die Einsamkeit des Alters.

Henry Jaeger – Manuskript auf Toilettenpapier in der Rondine

Henry Jaeger hat viele Bestseller geschrieben, ist heute aber kaum noch bekannt. Seine erste Bekanntheit erlangte er in den 50er Jahren als Anführer der Jäger-Bande, die schliesslich nach einem Überfall auf die Rentenzahlstelle der Post 1954 nach einer spektakulären Fahndung dingfest gemacht wurde. Zwölf Jahre Zuchthaus sah das Urteil für Jaeger vor. In dieser Zeit schrieb er seinen ersten Bestseller Die Festung, der 1962 erschien. Das Manuskript verfasste Jaeger heimlich auf Toilettenpapier mit Bleistift und wurde aus dem Gefängnis geschmuggelt. 1963 wurde Jaeger auf Bewährung begnadigt, und er widmete sich als Journalist und gefeierter Schriftsteller fortan dem Schreiben – und dem Alkohol, was ihm im Leben weitere Probleme bescherte (mehr über sein spannendes Leben hier). Er lebte und arbeitete seit 1965 in Ascona, wo er mit Erich-Maria Remarque befreundet war. 2000 starb Jaeger und wurde in Ascona beerdigt. 2019 erschien das Buch Der Gröschaz, der größte Schriftsteller aller Zeiten von Jakob Stein (B3 Verlag, Frankfurt).

. Video zu Jaegers Leben und zum Buch von Jakob Stein .

Familie von der Heydt – Pflichterfüllungsethos

Eduard von der Heydt war für Ascona eine wichtige Persönlichkeit. Er kaufte 1926 das Gelände am Monte Verità und lebte fortan in Ascona. Er stammte aus einem deutschen Familienclan, der es im Lauf der Geschichte zu Einfluss und Macht brachte, unter anderem als Financiers von Staat und Industrie über das  Bankhaus Heydt-Kersten & Söhne. Die Familie tat sich auch in der Politik und als Mäzene und Sammler in Kunst und Kultur hervor. Die Bank von der Heydt wurde später Teil der Commerzbank. Karl von der Heydt (1858-1922) pflegte neben seinem Beruf als Bankier die Liebe zur Literatur, unterstützte beispielsweise Rainer Maria Rilke. Die abgebildete Publikation verfasste er 1917; sie wurde 1939 wieder veröffentlicht. Verschenkt wurde das Büchlein von seiner Ehefrau Elisabeth von der Heydt. Bei der Beschenkten handelt es sich wahrscheinlich um Nina Andreae, die in den 30er und 40er Jahren verschiedene Positionen im Kölnischen Kunstverein inne hatte.
«Wir müssen», das sind zwei gute letzte Worte für einen deutschen Soldaten. Wir alle müssen!
Dieses Zitat aus dem Büchlein bringt den Pflichterfüllungsethos der Familie zu Kriegszeiten wahrscheinlich gut auf den Punkt. Der Journalist Francesco Welti hat sich mit der Familie von der Heydt in seinem Buch: Der Baron, die Kunst und das Nazigold intensiv befasst (2008, Huber Frauenfeld, Buch vergriffen, bei Bedarf bitte um Kontaktaufnahme).